Was ist Mobbing?
Mobbing ist ein Verhalten, das darauf abzielt, eine andere Person zu verletzen, einzuschüchtern, abzuwerten, zu entmutigen bzw. auszugrenzen. Bei Mobbing geht es meist um Macht – in Verbindung mit weiteren Motiven wie etwa Neid, Frust, Ehrgeiz oder Wettbewerb und Konkurrenz. Wobei uns hier in der Lebens- und Sozialberatung weniger die Motive der mobbenden Person interessieren als die Auswirkungen, die ein solches Verhalten auf die gemobbte Person hat. Meine Aufgabe ist es, Betroffene zu unterstützen, aus einer solchen Situation unbeschadet oder im Optimalfall sogar gestärkt hervorzugehen.
Wie wird gemobbt?
Gemobbt wird nicht nur verbal, durch verletzende, abwertende Aussagen – Personen werden etwa vor versammelter Kollegenschaft „abgefertigt“ – oder Gerüchte, die ganz gezielt in Umlauf gebracht werden, sondern auch nonverbal, etwa durch Gesten, Mimik – zum Beispiel Rollen der Augen oder demonstratives und beharrliches Abwenden, wenn jemand am Wort ist. Oder umgekehrt: indem eine Person unablässig beobachtet und dadurch unter Druck gesetzt wird. Oder Gespräche verstummen plötzlich, wenn jemand neu zu einer Runde stößt. Oder jemand wird zu Meetings oder informellen Treffen gar nicht mehr eingeladen. Das sind nur einige Beispiele.
Gemobbt wird, so muss man es leider sagen, überall, wo Menschen in Beziehung zueinander stehen. Und das ist es auch, was das Mobbing zu einem so bedrohlichen Phänomen macht.
Mobbing vollzieht sich ja in der Regel in Gruppen bzw. Teams – dort, wo Menschen in Beziehung zueinander stehen, in Gemeinschaften, in denen es wechselseitige Abhängigkeiten, in unterschiedlichem Ausmaß auch Hierarchien gibt.
Ja. Häufig im beruflichen Umfeld, aber auch in der Schule oder sogar im Kindergarten, in Vereinen, ja, selbst in Familien oder unter vermeintlich befreundeten Menschen. Es betrifft Menschen aller Altersstufen. Gemobbt wird, so muss man es leider sagen, überall, wo Menschen in Beziehung zueinander stehen. Und das ist es auch, was das Mobbing zu einem so bedrohlichen Phänomen macht. Es gibt ja kaum jemanden, der mir offen ins Gesicht sagen wird: „So, ab heute mobbe ich dich, weil ich dir deine Position streitig machen möchte und dich am liebsten überhaupt aus der Firma rausekeln würde.“ Es geschieht im Alltag und schleicht sich oft fast unbemerkt in unser Leben ein. Oft ist es Betroffenen lange gar nicht wirklich bewusst, dass sie gemobbt werden.
Daraus bezieht ja das Mobbing auch einen Gutteil seiner gefährlichen Wirkmacht, oder?
Genau. Betroffene bemerken zwar, dass etwas nicht in Ordnung ist, können es aber oft nicht klar als das benennen, was es ist: Mobbing. Und sie wissen folglich auch nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Was tun? An wen kann bzw. soll ich mich wenden? Wo wird mir geholfen? Was ist überhaupt los mit mir? Es besteht die Gefahr, dass Betroffene resignieren und zur Auffassung kommen, mit dieser Situation leben zu müssen. Manche beginnen sich die Frage zu stellen, ob mit ihnen selbst etwas nicht stimmt; ob es an ihnen liegt. Mental und körperlich macht dieser Zustand mit den Menschen natürlich etwas: Sie verstummen, werden unsicher, nervös, leiden häufig unter Schlafstörungen, verminderter Leistungsfähigkeit, ziehen sich zurück, wollen zum Beispiel nicht mehr in den Kindergarten, in die Schule, zur Arbeit gehen – mit schwerwiegenden sozialen und gesundheitlichen Folgen.
Es geschieht im Alltag und schleicht sich oft fast unbemerkt in unser Leben ein. Oft ist es Betroffenen lange gar nicht wirklich bewusst, dass sie gemobbt werden.
Wie können Sie als psychosoziale Beraterin Menschen in dieser Situation unterstützen?
Meine Aufgabe besteht darin, meine Klientinnen und Klienten so weit zu stärken und zu unterstützen, dass sie sich selbstbewusst der Situation stellen und sie in der Folge auch selbstbestimmt bewältigen können. Ich bin nicht für den rechtlichen Part zuständig – dazu kann ich natürlich ein paar Hinweise geben. Oft geht es darum, jemanden erst einmal in die Lage zu versetzen, rechtlichen Beistand in Anspruch zu nehmen. Und ich erteile meinen Klientinnen und Klienten auch keine Ratschläge: „Mach das oder mach jenes.“ Es geht darum, dass sie ihren eigenen Weg finden und diesen dann auch beschreiten – den Weg, der für sie der Beste ist und der sie aus dieser beschwerlichen Lebenssituation führt.
Mit welchem Ergebnis?
Das Ergebnis kann sehr unterschiedlich ausfallen. Wenn es uns in den Beratungseinheiten gemeinsam gelingt, die gemobbte Person in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Selbstwirksamkeit so weit zu stärken, dass sie für die Konfrontation mit der mobbenden Person gerüstet ist, sich zur Wehr setzt, bis sich ihre Situation wieder normalisiert hat, und sie dazu auch nachhaltig Resilienz für den Umgang mit solchen Herausforderungen aufbaut – dann ist das ein klarer Erfolg von psychosozialer Beratung. Ich habe aber auch Klientinnen und Klienten begleitet, die für sich einen ganz anderen Weg gefunden haben; die zum Beispiel das Berufsfeld, in dem sie gemobbt wurden, überhaupt verlassen und sich eine neue berufliche Identität aufgebaut haben. Zum Beispiel der Fall einer Klientin, die gesagt hat: „Wenn ich nur an diese Branche denke, wird mir schlecht.“ Sie hat sich gänzlich neu orientiert und ihre Berufung in einem anderen beruflichen Umfeld gefunden. Das ist auch ein Erfolg.
Voraus geht der Entscheidung ein Klärungsprozess. Meine Klientinnen und Klienten finden darin ihre persönliche Antwort auf die Frage, ob ihre aktuelle Situation es ihnen wert ist, darum zu kämpfen, oder ob sie ihre Ressourcen lieber in eine Neuorientierung investieren wollen.
Petra S.,
Dipl. Lebens- u. Sozialberaterin (Integrative Gestalt) mit Praxis in Krottendorf bei Voitsberg, Dipl. Mentaltrainerin, Dipl. Biomedizinische Analytikerin
Bei Mobbing geht es meist um Macht – in Verbindung mit weiteren Motiven wie etwa Neid, Frust, Ehrgeiz oder Wettbewerb und Konkurrenz.